buntES die Intergenerative & Interkulturelle Interessengemeinschaft in Esslingen
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Ausgabe 3

 Flüchtlinge früher und heute

Bild und Text: A. Sutandyo-Buchholz

 

Erzählungen von ehemaligen Flüchtlingen vor dem Jahr 2000 und heutigen Flüchtlingen

 

Das Thema Flüchtlinge ist zur Zeit das Hauptthema in der Öffentlichkeit. Auf allen sozialen Ebenen, sowie im politischen und wirtschaftlichen Bereich, wird dieses Thema auf einem sowohl positiven als auch negativen Blickwinkel betrachtet.

 

Langfristig kann Zuwanderung eine positive Wirkung hervorrufen. Minderjährige und junge Flüchtlinge sind z.B. Potentiale für den zukünftigen Arbeitsmarkt, wenn sie eine entsprechende Ausbildung haben oder bekommen. In ferner Zukunft, darin sind sich Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler einig, werden die Wanderungsbewegungen eine positive Auswirkung auf die globale Wirtschaftsleistung haben.

Kurzfristig befürchtet man negative Auswirkungen. Die Aufnahme der Flüchtlinge und Asylbewerber verursacht Kosten. Fehlende Deutschkenntnisse, arbeitslose Asylbewerber und der Wettbewerb um Wohnraum erzeugt soziale Spannungen. Fazit (Iken, 2015): "Integration ist kein Sonntagsspaziergang, sondern ein Marathon; Einwanderung kein multikulturelles Straßenfest, sondern mühsamer Alltag." (Bollmann und Schipper in FAZ, 30.08.2015 und Iken in Hamburger Abendblatt, 5./6.09.2015).

 

Der Zweck dieser dritten Ausgabe ist das Thema Flüchtlinge jedoch weder zu bewerten, noch zu urteilen. Diese Ausgabe präsentiert lediglich Erzählungen einiger Flüchtlinge vor dem Jahr 2000, kurz geschrieben Flüchtlinge von früher, und Flüchtlinge von heute. Die Befragten sowie die Autorinnen und Autoren kommen sowohl aus der Stadt Esslingen, als auch dem Landkreis Esslingen. Sie vertreten unterschiedliche Generationen. Jede und jeder von ihnen hat eine individuelle Geschichte und ein eigenes Schicksal.

 

Einerseits verbindet Flüchtlinge von früher wie auch Flüchtlinge von heute die gleiche Ausgangssituation. Sie verlassen ihre Heimat wegen Krieg, Menschenrechtverletzungen, politischen Verfolgung, wirtschaftlichen Nöten oder aus anderen Gründen. Andererseits ist der Weg zu einem Neuanfang in einem fremden Land sehr unterschiedlich. Die Bewilligung eines Asylantrags für Flüchtlinge aus Kriegsgebieten oder für Sonderfälle kann schnell gehen. Für andere kann das Verfahren ein langer Prozess sein oder es gibt letztlich kein Bleiberecht für Menschen, deren Länder zu den sicheren Herkunftsstaaten gehören.

 

Es war nicht leicht, Beteiligte für diese Ausgabe zu finden. Viele waren nicht bereit, ihre Vergangenheit offen zu erzählen, denn alte Narben wieder aufzureißen tut weh. Es verlangt sehr viel Mut, Bereitschaft und Offenheit von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, ihre Geschichte zu erzählen. Trauer, Wut, Ängste aus der Vergangenheit wie die Flucht, die Hoffnung und Unklarheit über die Zukunft tauchten wieder auf. Doch schafften sie es am Ende, ihre bewegenden Geschichten zu schreiben bzw. zu erzählen.

 

Eine Erleichterung war es bei den ehemaligen Flüchtlingen am Ende ihrer Geschichte, dass sie heute ein gutes Leben leben können. Die heutigen Flüchtlinge machen sich dagegen noch große Sorge über einen neuen Anfang in Deutschland. Manche von ihnen haben jedoch Potential, so dass wir eines Tages vielleicht eine Erfolgsgeschichte von ihnen hören können. Sie sind jung. Sie könnten für die Wirtschaft Deutschlands einen positiven Beitrag leisten. Obwohl erst ein Jahr in Deutschland, beherrschen einige bereits hervorragend die deutsche Sprache. Sie haben eine gute Perspektive. Nur brauchen sie hierzulande eine Chance, um dieses Potential entwickeln zu können.

 

Zu ihrem persönlichen Schutz wird von allen Interviewten kein vollständiger Name genannt oder ein Pseudonym verwendet. Vier Beteiligte schrieben ihre Geschichte selber oder einen Teil davon. Sechs wurden interviewt.

 

Die Ausgabe mit dem Thema Flüchtlinge von früher und heute besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil "Flüchtlinge von früher" ist eine Sammlung von Erzählungen unterschiedlicher Menschen, die vor vielen Jahren bzw. vor dem Jahr 2000 als Flüchtlinge nach Deutschland kamen.  Vier Leute beteiligten sich in dieser Ausgabe. Sie flüchteten aus Sri Lanka und dem Kosovo. Eine Teilnehmerin ist ein ehemaliger deutscher Flüchtling aus Tschechien und spricht Deutsch. In Deutschland angekommen fühlte sie sich jedoch fremd.

 

Im zweiten Teil "Flüchtlinge von heute" leben die Flüchtlinge bereits ca. ein Jahr bzw. seit 2014 in Deutschland. Sechs junge Flüchtlinge aus Eritrea, Gambia und Syrien erzählten ihre Geschichte. Die Syrer, die sich mit einem Beitrag beteiligten, haben aktuell bereits ein Bleiberecht. Bei denen, die aus anderen Ländern kommen, ist das Asylverfahren noch nicht abgeschlossen.

 

Aus allen Berichten erfährt man jedoch Ähnliches: Alle haben ihre individuellen Sorgen. Bei denen, die bereits ein Bleiberecht erhielten, ist es die Wohnungssuche, das Nachholen der Familie, das Warten auf Integrationskurses, die Verfahren für die Einschulung der Kinder, das Leben zunächst von der Sozialhilfe, usw. Alles ist für sie fremd, neu und kompliziert. Andere, deren Asylverfahren noch im Prozess ist, leben in der Ungewissheit, ob sie hier bleiben dürfen oder abgeschoben werden. So lange kämpfen sie mit dem Nichts tun und der Langeweile. Das Trauma der Flucht, die Angst vor Abschiebung und keine Beschäftigung sind ein furchtbares Paket, das zu Depressionen führen kann. Ein Trost für die meisten, die hier einen Beitrag leisteten ist, dass sie hierzulande in ihrer Umgebung vielen netten und freundlichen Menschen begegnen. Die Leute hier sind hilfsbereit“, lautet die Aussage von ihnen.

 

Alle Beitragenden in dieser Ausgabe schildern ihre eigenen Erfahrungen. Demzufolge kann man sie nicht als "lediglich Flüchtlinge" oder "nur Ehemalige-Flüchtlinge" reduzieren. Jede und jeder von ihnen ist speziell und besonders. Ist die Situation von den früheren Flüchtlingen besser oder schlechter als von den heutigen? Die Antwort bleibt bei Ihnen, liebe Leserinnen, liebe Leser. Eine Sache ist aber klar: Es ist traurig, wenn man unter Not, Gefahr und Zwang seine Heimat verlassen muss. Es ist schrecklich, wenn man Sicherheit, Frieden und Freiheit in einem unbekannten und fremden Land suchen muss.

 

Fakt ist, die Flüchtlinge sind jetzt in Deutschland, sie sind auch im Landkreis und in der Stadt Esslingen. Ist ihre Ankunft auch unsere Annahme? Fühlen die Flüchtlinge sich unter uns als Alteingesessen, die sowohl mit und ohne Migrationshintergrund sind, willkommen? Haben Sie vielleicht offene Herzen beim Lesen? [Adiyanti Sutandyo-Buchholz / Adi]

 

Interviewerin und Verfasserin der gesamten Erzählungen: Adiyanti Sutandyo-Buchholz / Juli - Oktober 2015

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Die Verfasserin dieser Ausgabe dankt den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ganz herzlich. Sie opferten ihre Zeit und sammelten die Kraft, um ihre Geschichte zu erzählen. Bei den Befragten erlebte die Interviewerin selbst, wie traurige Erinnerungen und schreckliche Erlebnisse die Betroffenen belasten. Bei einigen öffnete es beinahe wieder die alten Wunden. Trotz des Vorschlags zu unterbrechen, erzählten sie tapfer und mutig bis zum Ende weiter. Ebenfalls ein herzlicher Dank für die freundliche Unterstützung von Beate Barzen-Meiser, Birgit Duell, Rosemarie Paul und Anne van Kesteren.

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