buntES die Intergenerative & Interkulturelle Interessengemeinschaft in Esslingen
buntES die Intergenerative & Interkulturelle Interessengemeinschaftin Esslingen
Bild: Adiyanti Sutandyo-Buchholz

 

Als Erwachsene beneidet man Kinder, wie sie Sachen leicht lernen.Kinder lernen wie ein Schwamm Wasser aufsaugt, sagen viele Erwachsene. Dies betrifft Kinder unabhängig von ihrer Herkunft und ist ebenfalls unbestreitbar beim Deutsch lernen.

           

Nun ist Deutsch für Kinder, in deren Familie es Zuhause nicht gesprochen wird, eine besondere Herausforderung. Manche Kinder lernen Deutsch als Fremdsprache schneller, andere langsamer. Die Lernfähigkeit bei jedem Kind ist unterschiedlich. Es mag sein, dass die Intelligenz eine Rolle spielt. Unterstützung von ihrer Familie, dem sozialen Umfeld und durch die Schulerziehung sind dennoch A und O für das gelungene Lernen der Kinder.

           

Kinder lernen Fremdsprachen anders als Erwachsene. Sie beobachten und ahmen ihre Umgebung nach. Beim Deutsch lernen als Fremdsprache brauchen Kinder laut Evelyn Knape, Logopädin in Baden-Württemberg (Esslinger Echo vom 03.06.2016), zunächst Zeit, sich in ihrer neuen Umgebung zurechtzufinden. Darüber hinaus sollten Eltern ihren Kindern aber auch ein gutes Vorbild sein, indem sie selbst ebenfalls Deutsch lernen. Dadurch zeigen sie den Kindern, dass es wichtig ist, die Sprache des Landes, in dem sie leben, zu lernen. Durch zahlreiche Methoden bringen Deutschlehrer nicht deutsch sprechenden Kindern die Sprache bei.

           

Deutsch lernen ist aber nicht nur die Sache der Kinder, sondern auch der Erwachsenen. Menschen kommen nach Deutschland, weil sie hier arbeiten oder studieren möchten, weil sie Deutschland als ein vielversprechendes Land ansehen, weil Menschen wegen Krieg, Naturkatastrophen oder anderen Problemen fliehen müssen oder weil sie noch andere Gründe haben. Die Gründe nach Deutschland zu kommen sind vielfältig. Wenn Leute weder aus deutschsprachigen Ländern kommen, noch Deutsch in ihrem Heimatsland sprechen gelernt haben, haben sie ein gemeinsames Schicksal: Sie müssen Deutsch lernen. Oder etwa doch nicht?

           

Ist es möglich in Deutschland für eine lange Zeit oder vielleicht für immer zu leben, ohne Deutsch zu sprechen? Das ist schwierig. In der Tat gibt es Leute, die das tun. Überall müssen sie von einem "Dolmetscher" begleitet werden, beim Einkaufen oder zum Arzttermin. Es ist wichtig, dass man im alltäglichen Leben mit Leuten kommunizieren und sich verständigen kann. Man kann natürlich Deutsch durch "learning by doing", also praxisbezogen durch Erfahrungen im Alltag lernen, auf der Straße, durch die Umgebung, durch deutschsprachige Bekannte, usw. Man kann aber auch zu einer Sprachschule gehen, um dort die Sprache zu lernen, um dann Deutsch richtig und besser zu sprechen und zu schreiben.

           

Deutsch zu lernen hat für Erwachsene eigene Herausforderungen. Erwachsene lernen anders als Kinder. Das implizierte Lernen, spielerisch und unbewusst, wie bei Kindern, lässt bei Erwachsenen mit zunehmendem Alter nach. Die Motivation, deutsch zu lernen, ist unterschiedlich und beeinflusst den Erfolg beim Lernen. Wenn man durch einen Deutschkurs ein wenig, besser oder perfekt Deutsch spricht, kann man sich bei seinen Deutschlehrern bedanken.

           

Die heutige Ausgabe beschreibt Erfahrungen von einigen Deutschlehrern. Sie sind entweder Deutschlehrerinnen oder Deutschlehrer an Schulen, deren Anteil an Schülern mit internationalen Wurzeln hoch ist, in einem Sprachkurs oder in Integrations- und Alphabetisierungskursen. Eine noch aktive Lehrerin widmet ihre Freizeit, Flüchtlingen Deutsch beizubringen. Eine andere ist bereits im Ruhestand, aber sie gibt ihr Wissen ehrenamtlich weiter.

           

Lustige, berührende und traurige Geschichten haben die Deutschlehrer immer wieder erlebt und werden es auch weiter tun. Es ist wunderbar, wenn Schüler oder Teilnehmer mit strahlenden Gesichtern etwas schaffen und verstehen. Wenn auch nur einige von ihnen ihre Dankbarkeit ausdrücken, bekommen Lehrer neue Energie.  

           

Es ist ebenfalls unvermeidlich, dass manchmal auch Frust aufkommt, wenn es zwischen Schülern bzw. Kursteilnehmern und Lehrern keine gemeinsame Grundlage gibt, auf der sie aufbauen können. Unterschiedliche Bildungsniveaus, verschiedene Nationalitäten und Gewohnheiten, schlechte soziale Verhältnisse, oder Traumatisierung bei Flüchtlingen kann die Lernatmosphäre im Klassenraum negativ beeinflussen. Vertrauen und gegenseitiger Respekt zwischen beiden Parteien sind daher beim Unterrichten und Lernen wichtige Aspekte.

           

Anderen die deutsche Sprache beizubringen, ob Erwachsenen internationaler Herkunft oder Schulkindern, ist eine Erfahrung, die bereichert. Die Lehrenden lernen selber immer wieder etwas Neues durch den Umgang mit unterschiedlichen Kulturen, Gewohnheiten und Denkweisen. Für eine Lehrerin im Ruhestand sind viele Geschichten eine schöne Erinnerung und sie erlebt so etwas Ähnliches bei ihrem heutigen ehrenamtlichen Engagement.

           

Deutschlehrer mit internationaler Herkunft sind in gewisser Hinsicht von Vorteil. Dies beweisen einige Lehrer durch ihre eigene Erfahrung. Entweder kamen ihre Eltern als Einwanderer, oder sie selber mussten Deutsch lernen. Sie sind in der Lage, die Lernstrategien aus anderer Perspektive zu vermitteln.

           

Sowohl Deutsch als Fremdsprache-Kurse, als auch Integrations- und Alphabeti­sierungskurse erfordern in der letzten Zeit von Deutschlehrern immer mehr als nur die Sprache zu vermitteln. Sie zeigen den Kursteilnehmern ebenfalls, wie sie ihr Alltagsleben in Deutschland selbständig schaffen können. In der letzten Zeit mit der zunehmenden Zahl der geflüchteten Menschen, die nach Deutschland kommen, ist der Bedarf an solchen Kursen stark gestiegen. Demzufolge benötigen Lehrer in Sprachschulen z.B. Zusatzqualifikationen sowie einen Mehraufwand an Zeit, wie einige Sprachlehrerinnen für Erwachsene berichten.

             

Deutsch zu lernen ist nicht nur, die Sprache richtig zu schreiben und zu lesen. Es ist noch mehr als das. Eine Lehrerin ist der Meinung, dass Sprache in der heutigen heterogenen Gesellschaft ein wichtiges Medium ist, Mitmenschen zu verstehen, sich mit ihnen zu verständigen und friedlich miteinander umzugehen. Diese Erfahrung erlebt sie nicht nur mit ihren Schülern, aber auch bei ihrem ehrenamtlichen Engagement mit geflüchteten Menschen.   

           

Nicht alle Beiträge erzählen von eigenen Erfahrungen mit den unterschiedlichen Kulturen, sondern auch über die Auswirkung des Schulsystems auf Kinder, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Auf welche weiterführende Schule sollen sie nach der vierten Klasse gehen? Die frühe Trennung des Schulwesens in Hauptschule, Realschule oder Gymnasium kann einen Nachteil insbesondere für Kinder, die Deutsch noch nicht gut beherrschen, bedeuten, z.B. die heutigen Flüchtlingskinder. Aufgrund der begrenzten Deutschkenntnisse kann ein Kind durchaus für die "falsche" Schulart eingestuft werden, obwohl es in anderen Fächern, z.B. Mathematik, gute Leistungen erbringen würde wenn sie in seiner Muttersprache erklärt würden.

           

In einer Sache sind diese Deutschlehrer sich einig. Ein Lehrer bzw. ein Sprachlehrer zu sein ist bzw. war ihre Leidenschaft.

           

Ganz herzlichen Dank an  die Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer von der Gemeinschaftschule (GMS) der Katharinenschule, der GMS Seewiesenschule, des Technischen Gymnasiums der Friedrich-Ebert-Schule, der Peart Sprachenschule, der Volkshochschule Esslingen und des Vereins "Interkulturelles Forum Esslingen e.V." für ihre hervorragende Zusammenarbeit mit buntES. [Adiyanti Sutandyo-Buchholz / Adi]

 

Herzlichen Dank für die freundliche Unterstützung von Birgit Duell

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